Hausaufgabe 1: Mikrofon-Messungen

1. Überblick

Diese Hausaufgabe behandelte die Analyse von Richtcharakteristiken von Mikrofonen anhand realer Messdaten. Verwendet wurden Daten des Shure SM58 (dynamisches Mikrofon) und des Neumann KM120/KM184 (Kondensatormikrofone).

2. Aufgaben und Lösungsansätze

2.1. Aufgabe 1: Amplitudengänge

Ziel: Analyse von Frequenzgängen verschiedener Mikrofone bei unterschiedlichen Einfallswinkeln

Vorgehen:

  • Einlesen von CSV-Dateien mit Messdaten (0°, 90°, 180° Einfall)
  • Normierung auf 1000 Hz bei 0° (Referenzpunkt)
  • Darstellung als logarithmische Frequenzgangplots

Erkenntnisse:

  • SM58: Typische Nierencharakteristik mit stärkster Dämpfung bei 180°
  • KM120: Charakteristik einer Acht-Figur (gleiche Empfindlichkeit vorne/hinten, seitliche Dämpfung)

2.2. Aufgabe 2: Gleitender Mittelwert

Ziel: Signalglättung durch Faltung mit Rechteckfenster

Methoden:

  • Verwendung von scipy.signal.fftconvolve() für mehrdimensionale Arrays
  • 3-Punkt gleitender Mittelwert: window = np.ones(3) / 3
  • Beachtung der 'valid' Faltung zur Vermeidung von Randeffekten

2.3. Aufgabe 3: Richtungsfaktor Γ(f,θ)

Konzept: Der Richtungsfaktor beschreibt die winkelabhängige Empfindlichkeit relativ zur Hauptrichtung:

Γ(f,θ)=U(f,θ)U(f,θ=0)\Gamma(f,\theta) = \frac{U(f,\theta)}{U(f,\theta=0)}

Implementierung:

  • Umwandlung von dBV-Werten in lineare Spannung: U=10dB20U = 10^{\frac{\mathrm{dB}}{20}}
  • Berechnung des Verhältnisses zur 0°-Referenz
  • Darstellung als Polardiagramm des Richtungsmaßes: G=20log10ΓG = 20 \cdot \log_{10} \left| \Gamma \right|

2.4. Aufgabe 4: Bündelungsgrad und -maß

Theorie: Der Bündelungsgrad quantifiziert die Richtwirkung:

γ(f)=M02(f)Mdiff2(f)\gamma(f) = \frac{M_0^2(f)}{M_{diff}^2(f)}

Berechnung:

  • Integration über Winkelbereich mit np.einsum() für effiziente Matrixoperationen
  • Rotationssymmetrie-Annahme: γ=10.5Γ2(θ)sin(θ)dθ\gamma = \frac{1}{0.5 \int \Gamma^2(\theta) \sin(\theta) \, d\theta}
  • Ideale Niere: γ=3    d=4.77dB\gamma = 3 \implies d = 4.77\,\mathrm{dB}

Praktische Erkenntnisse:

  • KM184 verhält sich bei 1-7 kHz wie ideale Niere
  • Starke Abweichungen bei niedrigen/hohen Frequenzen
  • Plötzlicher Anstieg der Richtwirkung bei ~8.5 kHz

3. Wichtige Konzepte

3.1. Datenverarbeitung

  • Normierung: Alle Spektren auf gemeinsamen Referenzpunkt (1000 Hz, 0°)
  • Pegelrechnung: Konversion zwischen linearen und logarithmischen Darstellungen
  • Faltung: Signalglättung und Frequenzbereichsoperationen

3.2. Mikrofoncharakteristiken

  • Niere: Maximale Empfindlichkeit frontal, minimale bei 180°
  • Acht: Gleiche Empfindlichkeit vorne/hinten, Null seitlich
  • Kugel: Gleichmäßige Empfindlichkeit in alle Richtungen

3.3. Messtechnik

  • Multi-Winkel-Messungen: Systematische Erfassung der Richtcharakteristik
  • Frequenzabhängigkeit: Richtcharakteristik verändert sich mit der Frequenz
  • Idealisierung vs. Realität: Theoretische Modelle vs. tatsächliche Messwerte

4. Programmier-Techniken

4.1. Numpy/Python-Spezifika

  • np.stack() für Array-Zusammenfassung
  • np.where() für Index-Suche
  • sgs.fftconvolve() für mehrdimensionale Faltung
  • Matrixoperationen für Batch-Processing von Frequenz-Winkel-Daten

4.2. Polardiagramme

  • subplot_kw={'projection': 'polar'} für Polarplots
  • Achsenlimits und -beschriftung für professionelle Darstellung
  • Linientypen (linestyles) für Frequenzunterscheidung

Diese Hausaufgabe vermittelte sowohl theoretische Konzepte der Elektroakustik als auch praktische Fähigkeiten in der Signalverarbeitung und Datenvisualisierung.

Command Palette

Search for a command to run...