FI-Analogie (Kraft-Strom-Analogie)

Die FI-Analogie ist ein fundamentales Konzept in der Elektroakustik zur Beschreibung elektromechanischer Wandler wie Lautsprecher und Mikrofone. Sie ermöglicht die einheitliche Darstellung mechanischer und elektrischer Systeme in einem gemeinsamen Ersatzschaltbild.

1. Grundprinzip

Bei der FI-Analogie werden mechanische Größen auf elektrische Größen abgebildet:

Mechanische GrößeElektrische GrößeSymbol
Kraft FSpannung U
Geschwindigkeit vStrom I
Masse MInduktivität LZL=jωLZ_L = j\omega L
Nachgiebigkeit CKapazität CZC=1jωCZ_C = \frac{1}{j\omega C}
Dämpfung RWiderstand RZR=RZ_R = R

2. Mathematische Beziehungen

2.1. Kraftgleichung (Newton)

F=Mdvdt+Rv+1CvdtF = M \frac{dv}{dt} + R v + \frac{1}{C} \int v \, dt

2.2. Entsprechende Spannungsgleichung (Kirchhoff)

U=LdIdt+RI+1CIdtU = L \frac{dI}{dt} + R I + \frac{1}{C} \int I \, dt

3. Impedanzen im Frequenzbereich

Die mechanischen Impedanzen transformieren sich wie folgt:

  • Massenimpedanz: ZM=jωMZ_M = j\omega M (induktiv)
  • Dämpfungsimpedanz: ZR=RZ_R = R (ohmsch)
  • Nachgiebigkeitsimpedanz: ZC=1jωCZ_C = \frac{1}{j\omega C} (kapazitiv)

4. Schaltelemente-Transformation

4.1. Serienschaltung ↔ Parallelschaltung

  • Mechanische Reihenschaltung → Elektrische Parallelschaltung
  • Mechanische Parallelschaltung → Elektrische Reihenschaltung

4.2. Transformator-Kopplung

Der elektromechanische Wandler wird durch einen idealen Transformator mit dem Kraftfaktor BlB \cdot l als Übersetzungsverhältnis dargestellt:

FU=Iv=Bl\frac{F}{U} = \frac{I}{v} = B \cdot l

5. Anwendung bei Lautsprechern

5.1. Elektrische Seite

  • Schwingspulenwiderstand ReR_e
  • Schwingspuleninduktivität LeL_e
  • Eingangsspannung als Quelle

5.2. Mechanische Seite (transformiert)

  • Membranmasse MmM_m → Induktivität
  • Aufhängungssteifigkeit 1/Cm1/C_m → Kapazität
  • Mechanische Dämpfung RmR_m → Widerstand

5.3. Akustische Last

Die akustische Impedanz wird ebenfalls in das mechanische System transformiert:

Zak,mech=ZakS2Z_{ak,mech} = \frac{Z_{ak}}{S^2}

wobei SS die Membranfläche ist.

6. Resonanzverhalten

Die Resonanzfrequenz des mechanischen Systems:

f0=12π1MmCmf_0 = \frac{1}{2\pi} \sqrt{\frac{1}{M_m \cdot C_m}}

entspricht der elektrischen LC-Resonanz:

f0=12π1LCf_0 = \frac{1}{2\pi} \sqrt{\frac{1}{L \cdot C}}

7. Vorteile der FI-Analogie

  1. Einheitliche Analyse: Mechanische und elektrische Teilsysteme in einem Schaltbild
  2. Bewährte Methoden: Nutzung etablierter Netzwerkanalyseverfahren
  3. Frequenzgangberechnung: Direkte Übertragung elektrischer Berechnungsmethoden
  4. Systemoptimierung: Systematische Analyse von Parametervariationen

8. Alternative: FU-Analogie

Die FU-Analogie (Kraft-Spannung-Analogie) bildet Kraft auf Spannung und Geschwindigkeit auf Strom ab. Sie wird seltener verwendet, da sie weniger intuitiv ist.

Die FI-Analogie ist das Standardwerkzeug für die Analyse elektroakustischer Wandler und ermöglicht das tiefe Verständnis der physikalischen Zusammenhänge zwischen elektrischen Eingangssignalen und akustischen Ausgangssignalen.

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